Wake Up Call
Verwurzelung und Kultivierung von Unterstützungssystemen für Bühnenkünstler:innen
Im Rahmen eines Europäischen Förderprogramms in Zusammenarbeit mit dem ENCC – European Network of Cultural Centres – fand in Köln ein Treffen von Künstler:innen, Instituts-/Verbands-Vertreter:innen und Expert:innen mit internationaler Beteiligung statt. Inhalt der Gespräche war die Evaluierung der sozialen, physischen und psychischen Situation von Künstler:innen in den heutigen Strukturen.
Ziel der Gespräche war es, Empfehlungen für die Förderung der Künstlergesundheit zu erarbeiten und den Weg für die Umsetzung Künstlergruppen - spezifischerer und besserer Formen der Unterstützung für Bühnenkünstler:innen zu ebnen.
Professionelle Musiker:innen, Tänzer:innen und Theaterschaffende engagieren sich in Bereichen, die stetige Spitzenleistungen erfordern, und das oft unter prekären Bedingungen.
Die Anforderungen in der Kulturbranche sind vergleichbar mit denen des Spitzensports, jedoch in Deutschland ohne vergleichbare Supportsysteme für Künstler:innen auf gesundheitlicher Ebene.
Die Künstlerlandschaft befindet sich unter steigendem gesellschaftlichen Legitimations- und finanziellen Druck, auch gegenüber der Politik.
Erhöhte Krankenstände bei Künstler:innen aufgrund ungeeigneter Arbeitsbedingungen sind an der Tagesordnung. Derzeit gibt es nicht ausreichend Präventions- und Rehabilitationsmaßnahmen, um den beruflichen Anforderungen, denen Künstler:innen in ihrem Alltag ausgesetzt sind, gerecht zu werden.
Wir nehmen wahr, dass der allgemeine gesellschaftliche Wissensstand über die Arbeitszustände und die mentalen und physischen Belastungen im künstlerischen Bereich zu gering ist. Unser Anliegen ist, hier eine Brücke zu bauen, um mit der Politik ins Gespräch zu kommen.
Um langfristig das deutsche Kulturleben auf dem weltweit einzigartigen Niveau zu erhalten und weiterzuentwickeln, empfehlen wir:
Stärkung der Eigenverantwortlichkeit in der Gesunderhaltung durch Aus- und Weiterbildung auf allen Ebenen der Nachwuchsförderung, des Studiums und des Arbeitslebens (z.B. Mentalcoachings, auf Künstler zugeschnittene Regenerationsangebote, Karriereplanung, Gesundheits-Prävention, Umgang mit speziellen Belastungen, etc.).
2. Vernetzung aller bestehenden Angebote, Therapien, Präventionen und Spezialist:innen.
3. Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Kultureinrichtungen
(Investition in Künstler:innen als langfristige, gesellschaftliche Ressource)
4. Schaffung von Unterstützungssystemen durch politische Entscheidungen, die für Kunstschaffende den Zugang zu berufsspezifischen Gesundheits - Angeboten ermöglichen.
Unser Bestreben ist es, weitere Ansätze und Lösungsvorschläge in gemeinsamen Gesprächen mit Entscheidungsträger:innen, Instituten, Kulturverantwortlichen, Musiker- und Tänzermediziner:innen, Verbänden und zuständigen Politiker:innen zu erörtern und weiterzuentwickeln.
Mit freundlichen Grüßen,
Polina Babinkova: Geigerin, dissidente Künstlerin
Angela Büche: Geschäftsführerin von Stimmig-Leben, Leiterin der AG Musikpsychologie- und Coaching der Österreichischen Gesellschaft für Musikermedizin, Cellistin
Rolf Emmerich: Künstlerischer Leiter des Sommerblut Kulturfestivals
Stefan Englert: Geschäftsführender Direktor des Gürzenich-Orchesters
Piet Forger: Vorstandsmitglied von ENCC und Experte für das ENCC-Programm Closing the Gap
Sieglinde Fritzsche: Sonderbeauftragte für Gesundheit und Prophylaxe von uni.sono - Deutsche Musik- und Orchestervereinigung
Slava Gepner: Künstlerischer Leiter der TanzFaktur Köln
Tobias Isemann: Orchestermanager der Pfalzphilharmonie Kaiserslautern, Violinist
Dr. med. Ulrike Kaltenbrunner, Fachärztin für Allgemeinmedizin - Praxisschwerpunkt Musikermedizin
Elisabeth von Leliwa: Musik-Dramaturgin und systemischer Coach
Rita Menke: Projektmanagerin des LJO I Geschäftsstellenleiterin des Vereins zur Förderung von Landesjugendensembles NRW e.V.
Heather O’Donnell: Leiterin von TGR The Green Room, Psychologin (M.Sc.), Pianistin
Thomas Ritschel: Vorstand von "uni.sono" (ehemals DOV: Deutsche Orchestervereinigung), Fagottist
Dr. Rebekah Rota: Opernintendantin an den Wuppertaler Bühnen
Michel Rychlinski: Geschäftsführer des Vereins zur Förderung der Landesjugendensembles NRW e.V.
Carmen Seibel: Healthy Voices - Stimmnetzwerk, Mezzosopran
Ulrike Seybold: Geschäftsführerin der Landesstelle für Freie Darstellende Künste NRW
Henrike Uylen: Referentin des Geschäftsführenden Direktors des Gürzenich Orchesters,
Outi Elena Valanto: Projektkoordinatorin - GreenHaven Artist Residencies, The Green Room, Doktorandin, Tänzerin
Das Manifest ist das Ergebnis eines dreitägigen Treffens vom 31. August bis 2. September 2023, bei dem Möglichkeiten für erweiterte Formen der Gesundheitsförderung für Bühnenkünstler/innen untersucht wurden.